Der phantasierte Vater

Zu Entstehung und Funktion des Vaterbildes beim Sohn

Konnte noch vor zehn Jahren die Frage aufgeworfen werden, ob dem Vater neben der Mutter eine spezifische Bedeutung für die psychosexuelle Entwicklung des Kindes zukommt, so hat sich dies inzwischen geändert. Das Konzept "Vater", das für Sigmund Freuds Selbstanalyse und die Wissenschaft Psychoanalyse gleichermaßen konstituierend war, erlebt nach einer Periode, in der die Mutter-Kind-Beziehung im Zentrum der psychoanalytischen Theorie und Praxis stand, eine Renaissance. In jüngster Zeit tritt der Vater in manchen psychologischen und pädagogischen Theorien als ein wiederentdeckter oder wiederzubelebender Hoffnungsträger in Erscheinung, dessen theoretische Rehabilitierung und pädagogisch-therapeutische Aktivierung neue Perspektiven in individueller wie gesellschaftlicher Hinsicht eröffnen sollen.

 

edition diskord 1998, 2. Aufl. bei Brandes & Apsel 2000